Menschliche Wahrnehmung wird häufig als Abbildung von Gegebenheiten der „objektiven Realität“ angesehen. Dennoch sind von der "Reizaufnahme" bis zur inneren Wertung komplexe Prozesse der Informationsverarbeitung nötig, die mannigfaltigen Möglichkeiten der Verfälschung unterliegen und uns die Grenzen unseres objektiven Weltverständnisses erahnen lassen. Wahrnehmung ist ein kreativer Prozess, der uns Zugang zur Logik unserer Sinne ermöglicht.
Natürlich ist heute niemand mehr so naiv anzunehmen, beim Sehvorgang werde irgend etwas abfotografiert oder abgefilmt, obwohl die Ähnlichkeit der Augenoptik mit der von Kameras und die Zweidimensionalität der Darstellung der visuellen Erregung auf der Retina und einigen visuellen Projektionsarealen im Gehirn so eine Vorstellung suggerieren.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckte die Psychologie in der Aktualgenese ein Stufenmodell der Gestaltwahrnehmung, der im Sehvorgang einen aktiven Wahrnehmungsprozess beschreibt. Danach hängt unsere Wahrnehmung stark vom Kontext der Gestalt der wahrgenommenen Informationen ab. Das Wesen und der Zweck der einzelnen „Wahrnehmungsbausteine“ wird wesentlich vom Ganzen bestimmt. Die Teile werden in Verbindung mit einem übergeordneten Ganzen verstanden. Das Ganze ist aber mehr als die Summe seiner Teile.
Ähnliches ist auch für den Prozess des Hörens bekannt. Schon in der Antike entwickelte Pythagoras auf der Basis von Experimenten an einem Musikinstrument, dem Monocord, ein harmonikales Weltbild, dass zu einem Pfeiler einer vertikalen Weltsicht wurde. Überraschenderweise sind uns bereits tausend Jahre früher aus der chinesischen Geschichte die wesentlichen Elemente dieses "Hörbilds" überliefert.
Sowohl das Sehen wie auch das Hören liefert uns einen Einstieg in das vertikale Weltbild.
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